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Am Freitag ist Thorsten Fink seit 500 Tagen Trainer des FK Austria Wien. Im Interview spricht der 49-Jährige über Spektakel, Emotion, Trainingssteuerung, Philosophie und die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben.

500 Tage Austria-Trainer! Dies ist bereits jetzt Ihr zweitlängstes Engagement als Trainer (nach FC Basel/2009-2011). Wie fällt Ihr Zwischenresümee aus?

Thorsten Fink: „Sehr positiv. Ich wurde gewarnt, dass es hier viele Einflüsterer gebe. Diese Erfahrung habe ich bis jetzt nicht gemacht. Wir haben bis jetzt alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreicht. Wir wollen nachhaltig arbeiten, bauen daher viele junge Spieler ein. Wichtig ist, dass der Klub auf guten Beinen steht.“

Auf welcher Entwicklungsstufe sehen Sie die Mannschaft aktuell?

„Ich will noch viel erreichen. Wir haben erst den Anfang gemacht. Mir macht es sehr viel Spaß, deswegen bin ich auch manchmal emotional. Ich bin mit Herz bei der Sache – das merkt man mir, denke ich, auch an. Ich bin sehr, sehr zufrieden hier. Wir haben dennoch einiges weitergebracht: Wenn wir Astra Giurgiu schlagen, können wir Geschichte schreiben. Ein europäisches K.o.-System wäre für einen österreichischen Klub besonders. Speziell wenn wir daran zurückdenken, was dafür nötig war: Ich denke etwa an unsere Jungen, die in Trnava per Elfmeter getroffen haben. Ich bin happy, daher habe ich auch bis 2019 verlängert.“

Vor Ihrer Verpflichtung hieß es: Wer Thorsten Fink holt, bekommt Spektakel. Nun gab es in 68 Partien tatsächlich nur zwei 0:0. In dieser Saison haben wir in jedem Bundesliga-Spiel getroffen, kein anderes Team hat mehr Treffer erzielt. Woran liegt das?

„Zum einen haben wir Qualität, zum anderen muss man diese auch herauskitzeln. Das haben wir – die Mannschaft und das Trainerteam – bisher geschafft. Wir haben Handlungsschemata und Automatismen – daher erspielen wir uns auch die eine oder andere Torchance.“

Die Austria mischt in drei Bewerben mit – trotz der hohen Belastung gibt es aber verhältnismäßig wenig schwere Verletzungen und die meisten Bundesliga-Tore aller Teams in Halbzeit zwei. Welche Eckpfeiler dürfen in Ihrer Trainingssteuerung nicht fehlen?

„Der Stabilisations- und Athletikbereich, um den sich Nikola Vidovic kümmert, ist sehr wichtig. Unsere Mannschaft ist im Core-Bereich stark. Darauf schwören wir. Ich bin davon überzeugt, dass wir daher auch kaum Muskelverletzungen zu beklagen haben. Hinzu kommt die Trainingssteuerung von Sebastian Hahn (Co-Trainer). Da ist eines vor allem ganz entscheidend: Gefühl. Macht man zu viel, riskiert man Verletzungen. Macht man zu wenig, riskiert man ebenfalls Verletzungen.“

In der Gruppenphase der UEFA Europa League stellt die Austria nach Ajax Amsterdam das zweitjüngste Team – dennoch ist man in der Fremde trotz einiger schwieriger Spiele nach wie vor ungeschlagen.

„Wir haben aus einer Mannschaft, die noch nicht wirklich eine war, ein Team geformt. Gewisse Qualitäten bringt sie mit. Wir haben junge Spieler, die hungrig sind. Ich bin davon überzeugt, dass der Charakter einer Mannschaft auch durch den Trainer geformt werden kann.“

Agieren statt reagieren, Ballbesitz und gutes Passspiel. Die Spielphilosophie der Austria wird unter Ihnen mit diesen Attributen assoziiert. Gibt es Ideen, Nuancen zu verändern

„Es gibt immer wieder Pläne, etwas zu verändern. Wir haben kürzlich unser System ein wenig verändert – etwa gegen Sturm (2:0). Wer international bestehen will, muss aus der Defensive herausspielen können. Und: Man muss mehr als ein System beherrschen. Mit einem System kommst du international nicht weit. Du brauchst einen zweiten Plan – sonst ergeht es dir, wie es Klubs in Qualifikations-Durchgängen schon manchmal ergangen ist.“

Wie wird die länderspielbedingte Pause genutzt – wann startet die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Ried am 19.11.?

„Die letzten Wochen haben Power gekostet, daher steht für jene Spieler, die nicht bei Auswahlen sind, Regeneration auf dem Plan. Erst am Donnerstag sind wir vollzählig – ab dann startet die gezielte Vorbereitung auf Ried.“

Medieninfo FK Austria Wien

10.11.2016