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© Josef Michorl

Spielerberater und Ex-Austria Wien Co-Trainer Josef Michorl sprach im exklusiven Interview mit Sporterport u.a. über seine Tätigkeit, die Jugendarbeit im österreichischen Fußball und die Causa Monschein. Zusätzlich dazu äußerte er sich auch zu seinem Neffen und LASK-Spieler Peter Michorl.

Sportreport: Herr Michorl, was genau macht die Selection Fussballconsulting und was umfasst ihr Aufgabengebiet?
Josef Michorl: Wir vermitteln und beraten Fußballer in allen Altersklassen, beginnend mit 15-jährigen Jungs. Die Jungen begleiten wir vom Kinderfußball in den Erwachsenenfußball hinein. Bei den Profis ist das Geschäft ohnehin hinlänglich bekannt.

Sportreport: Welche Qualifikationen bzw. welche Qualitäten muss ein Spielerberater mitbringen?
Josef Michorl: Grundsätzlich ist einmal ein Netzwerk unbedingt von Vorteil. Bei mir ist es eine jahrelange Erfahrung im Profibereich gewesen. Das beginnt von der Karriereplanung bis zum Profifußball. Er sollte loyal sein und für die Jungs das Beste herausholen. Das ist aber oft sehr schwierig, da man erst im Nachhinein weiß ob man die richtige Entscheidung getroffen hat.

Sportreport: Sie haben David Alaba und Aleksandar Dragovic bereits in ihrer Jugend begleitet. Wann war für sie klar: Die beiden werden eine große Karriere hinlegen.
Josef Michorl: Bei beiden war es sehr ähnlich geortet. Beide haben ein unglaubliches Talent gehabt. Bei beiden war es relativ rasch zu erkennen, dass wenn sie sich nicht großartig verletzen eine große Karriere bevorsteht. Auch vom Charakter her waren beide top. Sie waren sehr ehrgeizig und haben charakterstark gearbeitet. Gewissheit hat man nie. Sowohl Alaba und Dragovic waren aber wie gesagt Top-Charaktere und Topspieler, die bei jedem Training an die Leistungsgrenzen gegangen sind.

Sportreport: Wie sehen Sie die aktuelle Jugendarbeit in Österreich im internationalen Vergleich?
Josef Michorl: Das System mit den Akademien ist top. Wir sehen immer wieder, dass das große Erfolge bringt. Wir sehen an den Resultaten der Jungnationalteams, dass wir gut unterwegs sind. Wir können mit anderen Ländern mithalten und brauchen vor keinem Vergleich Angst haben. Das System mit Kooperationsschulen und Akademien auch schon in den Unterstufen ist schon sehr gut. Ich denke, dass wir sehr gut arbeiten.

Sportreport: Sie waren auch Co-Trainer bei der Austria: Was konnten Sie aus dieser Zeit für ihren heutigen Beruf mitnehmen?
Josef Michorl: Sehr viel. Natürlich war es erstens vom Netzwerk her schon sehr gut. Ich habe auch kennenlernen dürfen, wie schwierig es ist in den Profibereich einzusteigen. Ich denke aber schon, dass ich den Jungs sehr viel mitgeben kann.

Sportreport: Was muss aus ihrer Sicht ein Spieler mitbringen, um sich erfolgreich im Profigeschäft durchsetzen zu können?
Josef Michorl: Es ist heutzutgae schon so, dass sowohl Charakter und Talent gegeben sein sollten um wirklich Profi zu werden. Es ist natürlich sehr differenziell. Viele definieren das anders. Ich denke, dass Konsequenz und harte Arbeit die Basis ist. Heutzutage hat es sich wahnsinnig gewandelt, die Spieler sind straighter. Das steigert sich von Jahr zu Jahr. Es ist wichtig, in den entscheidenden Phasen die richtigen Schritte zu setzen. Der Schritt in die Kampfmannschaft ist ein schwieriges Unterfangen.

Sportreport: Per Mertesacker hat sich im Interview mit dem Spiegel zu den Schattenseiten des Fußballs geäußert. Der Druck bei der Heim-WM 2006 habe ihn aufgefressen. Auch heute noch hat er vor jedem Spiel Durchfall und Brechreiz. Würden sie als Spielerberater ihrem Klienten zu einer solchen Aussage raten?
Josef Michorl: Ich denke, dass es ein Punkt ist dem man gewachsen sein muss. Darauf muss man in der Ausbildung hinweisen. Der Druck der Jugend bzw. generell der Spieler plagen auch Fußballer. Ständig funktionieren zu müssen ist nicht jedermanns Sache. Intelligente Spieler, die sich selbst hinterfragen tun sich da auch schwerer. Die Angst des Versagens ist sehr groß. Das hat nichts mit Charakter oder Talent zu tun. Es gibt auch viele „Trainignsweltmeister“, die in den entscheidenden Phasen ihr Können nicht auf den Platz bringen.

Sportreport: Spielerberater hatten in der Vergangenheit nicht immer einen guten Ruf. Haben Sie das Gefühl, dass sich das Image gewandelt hat?
Josef Michorl: Es gibt immer noch viele schwarze Schafe in unserem Beruf. Es hat sich natürlich gewandelt. In der heutigen Zeit ist es Usus und eine Notwendigkeit, auch unterstützend für die Karriere wenn man diese strategisch plant und Ziele definiert. Es gibt viele Berater, die das Auge nicht auf das Wesentliche haben. Die versuchen schnell irgendwelche Transfers zu machen. Speziell in unserem Job ist es sehr wichtig, auf die Karriere des Jungen zu achten und die richtigen Schritte zu setzen.

Sporterport: Haben Sie für ihren Klienten einen Karriereplan und ab wann raten sie ihm zu einem Wechsel?
Josef Michorl: Da gibt es keinen roten Faden. Es wird immer diskutiert, ob junge Spieler ins Ausland gehen sollen oder nicht. Man muss immer achten, wie es schulmäßig und sportlich aussieht. Ist er überhaupt schon bereit? Das Wichtigste ist, dass man die Basis schafft damit sich der Junge wohlfühlt. So kann er seine Leistung abrufen. Ich glaube, dass es auf die Charaktere der Burschen ankommt. Man muss darauf achten, zu welchem Verein und zu welchem Trainer man sie gibt.

Sportreport: Vor wenigen Monaten hat die Causa Monschein im heimischen Fußball für Aufregung gesorgt. Gemeinsam mit Christian Sand sind sie ja der Berater des Austria-Stürmers. Hand auf´s Herz. Wie mühsam war der Wechsel tatsächlich?
Josef Michorl: Für mich war das erste Kriterium, dass sich der Junge sportlich verbessern wollte. Es ist gut ausgegangen. Für mich war das kein großartiges Ding. Es hat gepasst, wir haben das Beste daraus gemacht. Er fühlt sich bei der Austria sehr wohl. Im Nachhinein haben wir gesehen, dass wir den richtigen Schritt gemacht haben. Er wird immer besser in der heimischen Meisterschaft. Auch in den europäischen Bewerben hat er schon getroffen. Wenn er sich so weiterentwickelt, kann man irgendwann über den nächsten Schritt nachdenken.

Sportreport: Ihr Neffe Peter Michorl lässt mit starken Leistungen in der Tipico Bundesliga aufhorchen. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Josef Michorl: Top! Er hat gelernt, ein Profi zu sein und wie ein Profi zu denken. Damals haben wir den Schritt von der Austria zum LASK eine Station tiefer gewagt. Er hat sich dort bewähren müssen und Lehrgeld gezahlt. Er hat das erste Jahr nicht ständig gespielt. Mittlerweile ist er dort ein Leistungsträger und hat sich physisch in eine Form gebracht, die wirklich in Ordnung ist. Wir alle denken, dass noch sehr viel Luft nach oben ist. Wir werden auf jeden Fall den Markt beobachten im Hinblck auf den nächsten Schritt. Ich denke, dass es keine Grenze nach oben gibt. Er hat beim LASK die Zeit bekommen, um sich zu entwickeln und um auf diesem Niveau zu performen. Die hat er auch genutzt, weil es ja auch immer in der Verantwortung des Spielers liegt. Wir können die Spieler nur unterstützen und begleiten.

13.03.2018