Medvescak Zagreb

© Sportreport

Nach Runde 44 ist für Medvescak Zagreb die Saison 2018/19 in der Erste Bank Eishockey Liga beendet. Der „kroatische Bär“ wurde vor den „sportlichen Leiden“ der vergangenen Wochen erlöst und muss nicht an der Qualifikationsrunde teilnehmen. Sportlich ist die Abwesenheit der Kroaten aufgrund der Niederlagenserie ein „verschmerzbarer Umstand“. Hat Medvescak Zagreb den Ausgang des Grunddurchgangs beeinflusst und somit für eine Wettbewerbsverzerrung gesorgt? Ein Kommentar von Thomas Muck.

Seit Anfang Dezember, genauer gesagt einem Gastspiel in der Bundeshauptstadt bei den Vienna Capitals, sind die Probleme von Medvescak Zagreb nicht mehr zu verbergen. In der zweiten Hälfte des Grunddurchgangs spielten die Kroaten mit einer (beherzt auftretenden) Amateurauswahl. Die sportliche Limitierung war mit freiem Auge rasch erkennbar. Stimmen wurden und werden laut ob der „wirtschaftliche Konkursfall“ Medvescak Zagreb nicht bereits im Dezember aus dem Grunddurchgang hätte genommen werden müssen. Argumentationen in beide Richtungen haben legitime Argumente. Wir konzentrieren uns aber hier auf die „Zahlen“ – Diese lügen nicht!

Werfen wir einen Blick auf die Abschlusstabelle nach 44 Runden des Grunddurchgangs. Die Graz99ers haben den Grunddurchgang gewonnen und beenden die erste Phase der EBEL-Saison 2018/19 auf Platz eins. Die Steirer gewannen das direkte Duell gegen die Vienna Capitals und haben somit einen Platz in der Champions Hockey League fix in der Tasche. Platz drei ging and den KAC (83) vor Red Bull Salzburg (76), dem amtierenden Meister HCB Südtirol (ebenfalls 76) und dem ungarischen Vertreter Fehervar (74). In die Quali-Runde müssen die Black Wings Linz (69). Die Oberösterreicher verwiesen Orli Znojmo (62), die Dornbirn Bulldogs (62) dem HC TWK Innsbruck (59), VSV (36) und eben Medvescak Zagreb (21) auf die Plätze.

Die Abschlusstabelle im Überblick:

# Team
Sp.
S
NV
N
Pkt.
1.  Graz 99ers
44
31
2
11
87
2.  Vienna Capitals
44
29
5
10
87
3.  KAC
44
29
3
12
83
4.  Red Bull Salzburg
44
25
5
14
76
5.  HCB Südtirol
44
24
6
14
76
6.  Fehervar AV19
44
25
5
14
74
7.  Black Wings Linz
44
22
5
17
69
8.  Orli Znojmo
44
20
3
21
62
9.  Dornbirner EHC
44
19
7
18
62
10.  HC Innsbruck
44
21
4
19
59
11.  EC Villacher SV
44
13
2
29
36
12.  KHL Medvescak Zagreb
44
6
3
35
21

Was wäre eigentlich gewesen, wenn die Liga im Dezember die Notbremse gezogen hätte. Alle Spiele mit Beteiligung von Medvescak Zagreb würden mit einem Resultat von 0:5-Tore und drei Punkten für den Gegner in die Wertung kommen.

Wäre dies nicht generell betrachtet die fairste, sportlich vertretbarste Lösung? Aufgrund des Spielplans kamen nicht alle Teams gleichmäßig in den „Genuss“ eines „Freundschaftsspiel mit garantierter Punktegarantie“. Die Gegner von Medvescak Zagreb ab dem erwähnten Zeitpunkt waren: KAC und Orli Znojmo (Anm.: Eine Niederlage für Zagreb nach Penaltyschießen) je drei Spiele. Red Bull Salzburg, HC Innsbruck, Fehervar, HCB Südtirol, VSV und die Graz99ers mit je zwei Spielen. Dornbirn Bulldogs, Black Wings Linz und die Vienna Capitals „durften“ gegen Medvescak Zagreb nur einmal ran. Schon alleine aus diesem Aspekt scheint die Abschlusstabelle nur wenig mit sportlicher Fairness gemeinsam zu haben. Werfen wir daher den Rechenschieber an. Wie würde also die Tabelle aussehen, wenn alle Spiele von Medvescak Zagreb aufgrund der „Rahmenbedingungen“ nicht gewertet worden wäre? Werfen wir einen Blick auf diese Tabelle:

# Team
Sp.
S
NV
N
Pkt.
1.  Vienna Capitals
44
29
5
10
88
2.  Graz 99ers
44
31
2
11
87
3.  KAC
44
29
3
12
83
4.  HCB Südtirol
44
25
6
13
79
5.  Fehervar AV19
44
26
5
13
77
6.  Red Bull Salzburg
44
25
5
14
76
7.  Black Wings Linz
44
23
5
16
72
8.  Orli Znojmo
44
21
3
20
66
9.  HC Innsbruck
44
22
4
18
62
10.  Dornbirner EHC
44
19
7
18
62
11.  EC Villacher SV
44
14
2
28
40
12.  KHL Medvescak Zagreb
44
0
0
44
0

Man sieht, es gibt gravierende Platzierungsunterschiede. Damit verbunden wäre auch eine andere Vergabe der Bonuspunkte. Der Verlauf der Saison 2018/19 wäre in Wahrheit somit ein anderer, weil sich die Ausgangsposition dank Medvescak Zagreb deutlich veränderte.

„Was wäre, wenn…“-Spekulationen werden gerne angestellt. Hätte Medvescak Zagreb in der „Vollbesetzung“ ein Wort um die direkte Playoff-Qualifikation mitgesprochen? Eine fachlich korrekte Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Die Kroaten befanden sich Anfang Dezember unterhalb des ominösen Strichs. Die Mannschaft von Ex-Trainer Fox zeigte aber phasenweise das vorhandene Potential auf und war sportlich ein Faktor. Nach dem finanziellen Kollaps waren die Kroaten nur noch ein Punktelieferant. Etliche Teams erzielten Rekordsiege, die aber in Wahrheit sportlich an der Grenze zur Wertlosigkeit zu werten sind. Da die Teams jedoch unterschiedlich häufig gegen Medvescak Zagreb antraten haben die zwei Gesichter der Kroaten durchaus den Ausgang des Grunddurchgangs verfälscht.

Die Erste Bank Eishockey Liga und die teilnehmenden Teams müssen sich daher eine Frage sehr wohl gefallen lassen. Wie geht man mit der Situation richtig um? Lässt man die sportliche Ungerechtigkeit so stehen und nimmt die Verfälschung des Grunddurchgangs einfach so zur Kenntnis? In Wahrheit kann es nur eine Lösung geben. Im Sinne des Fair Play sollten zumindest nachträglich die Spiele von Medvescak Zagreb aus der Wertung genommen werden. Ob dieser Schritt am Ende von der Liga so kommt ist aktuell nicht bekannt. Ehrlich gesagt sind Zweifel angebracht! Es scheint als ob man die verfälschte Tabelle „schönspricht“ und der „vorhandene Fehler nachträglich im Sinne der Fairness“ nicht korrigiert wird. Wenn dies nicht geschieht scheinen „Fair Play“-Aktivitäten der Liga bestenfalls „schön formulierte Worte ohne Nachdruck“.

Thomas Muck

05.02.2019