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Gogi Knezevic hat mit 37 Jahren offiziell seinen Rücktritt vom Boxsport bekannt gegeben. Die Boxhandschuhe sind nun an der Wand. Im Interview mit Sportreport nennt er die Gründe für seinen Rücktritt, lässt seine Karriere revue passieren und gibt eine Prognose für den Boxsport in Zukunft ab.

Sportreport: Gogi, Du hast deine Karriere nun mit 37 Jahren beendet. Was waren die Gründe für deinen Rücktritt?
Gogi Knezevic: Ich habe bereits vor dem letzten Kampf (Anm.: Conrad Cummings) gesagt, dass ich zrücktreten werde. Auch wenn ich gewonnen hätte, wäre ich zurückgetreten. Ich habe in Österreich mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hätte. Mehr geht nicht. Dadurch das ich 37, fühle mich zwar fit. Aber die Motivation ist einfach nicht mehr da und der letzte WBC-Titel hat den Veranstalter sehr viel Geld gekostet hat. Insofern hat es auch keinen Sinn mehr gemacht.

Sportreport: Wie würdest Du im Nachhinein den letzten Kampf bewerten und findest du es auch schade, dass du nicht mit einem Sieg abgetreten bist?
Gogi Knezevic: Natürlich hätte ich lieber gewonnen. Aber ich habe mir gesagt: Ich gehe rein um zu gewinnen. Ich habe auch mit viel Pech verloren. Die Ringrichter haben den Kampf dann abgebrochen, weil sie natürlich wollten das ein heimischer Boxer gewinnt. Dennoch habe ich über drei Runden schönes Boxen gezeigt, daher bin ich zufrieden mit der Leistung. So ist der Sport. Ich habe in Kanada, England, Deutschland geboxt, praktisch die ganze Welt gesehen und immer die Herausforderung angenommen und mich nicht zu Hause versteckt.

Sportreport: Gibt es in deiner Karriere einen Kampf, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Gogi Knezevic: Ja, genauer gesagt gibt es drei Kämpfe. Natürlich zum einen der WBC-Titelgewinn. Das war auch besonders, weil es am Todestag von Mohamed Ali gelungen ist. Auch der Kampf gegen Josef Matoci war ein riesen Ding. Und natürlich die österreichische Meisterschaft bei den Amateuren. Mein Gegner hat damals 58 Kämpfe gehabt und ich habe ihn mit 15 Punkten Unterschied geschlagen. Als ich 2003 wegen Körperverletzung gesessen bin, hätte ich mir nie gedacht das ich Boxgeschichte schreiben werde.

Sportreport: Boxen ist in Österreich nach wie vor eine Randsportart. Glaubst du, dass sich das in den nächsten Jahren ändern könnte?
Gogi Knezevic: Es gibt natürlich talentierte Boxer. Es liegt nicht an den Boxern alleine. In Österreich fehlen aber die finanziellen Mittel. Es kostet viel Geld einen Profiboxer zum WBC-Titel zu führen. Es gibt hier gute Talente, gute Amateurboxer, gute Profis die auch international boxen. Es gibt aber keine Boxer, die polarisieren. Im Sport muss man polarisieren. Wichtig ist, dass man die Hallen füllt und Geschichten für die Medien schreibt. Ob jemand kommt, weiß ich nicht. Ich wünsche den jungen Boxern viel Glück. Leicht ist es aber nicht. Ich sehe da keine Veränderung. Der Sport in österreich ist im allgemeinen etwas, was nicht unbedingt gefördert wird. An Talenten mangelt es aber nicht.

Sportreport: Was würdest du jungen Boxern mit auf den Weg geben?
Gogi Knezevic: Sie müssen lernen, ihre Aggressionen abzubauen und auch gesund zu leben. Sie müssen es sich auch sehr, sehr gut überlegen ob sie Profi werden und mit welchen Managern und mit welchen Voraussetzungen.

Sportreport: Wie sieht dein Leben nach dem Boxen aus?
Gogi Knezevic: Ich habe es mir mal gut gehen lassen. Am 27. April gehe ich nach Las Vegas auf Urlaub für drei Wochen. Ich werde in der Immobilienbranche tätig sein, habe auch eine Firma. Dem Boxsport werde ich als Fan treu bleiben. Ich finde es sehr traurig, dass die Boxszene ohnehin schon klein genug ist aber dann noch jeder gegen jeden ist und niemand zusammenarbeitet.

19.04.2017