Bundesliga-Vorstand Mag Christian Ebenbauer im INTERaktiVIEW

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Sportreport-Leser fragen – Bundesliga-Vorstand Mag. Christian Ebenbauer antwortet. Themen im INTERaktiVIEW waren unter anderem die Wirtschaftlichkeit des Profifußballs in Österreich, Pyrotechnik und Schmähgesänge gegen seine Person.

Sportreport: Christian Ebenbauer, Sportreport-Leserinnen und Leser fragen und der Bundesliga Vorstand antwortet. Haben Sie schon einmal so ein Interview gemacht, wo nur die Leser die Fragen stellen?
Christian Ebenbauer: Nein erstmalig.

Sportreport: Gibt es irgendwelche Erwartungen die sie dazu haben?
Christian Ebenbauer: Nein ich bin gespannt, ich kann mir vorstellen, dass es auch kritisch sein wird und freue mich aber, dass ich die Möglichkeit habe direkt zu kommunizieren.

Sportreport: Kommen wir gleich zum ersten Fragenkomplex. Direkt gefragt: Verträgt Österreich 20 Profivereine?
Christian Ebenbauer: Aus Wirtschaftskraft, aus finanzieller Sicht nicht. Also wenn man betrachtet, dass wir in Österreich die zeithöchste Spielklasse nur mit massiver Unterstützung der höchsten Spielklasse durchführen können, dann sieht man einfach, das die Wirtschaftskraft in Österreich für 20 Klubs nicht ausreicht. Das ist aber nur die eine Seite, die andere Seite ist man muss bedenken welches Ziel verfolgt man mit dem Fußball in Österreich. Das ist aus meiner Sicht in erster Linie das Nationalteam so gut wie möglich zu stärken und so positiv wie möglich und in zweiter Stelle, dass die Bundesliga Klubs International erfolgreich sind und dann in weiterer Folge das die nationalen Ligen wettbewerbsfähig sind, sprich spannende Meisterschaften statt finden. Und hier haben wir derzeit mit dem Übergang der zwei 10er Ligen und den Regionalligen darunter aus sportlicher Sicht für die sportliche Entwicklung ein Format, wo man sportliche junge Talente gut entwickeln kann. Wenn man sich das leisten will, dann muss man Möglichkeiten finden, dass man das jetzige System beibehalten. Wenn man sagt, man will einen größeren Schnitt und den wird es dann geben müssen zwischen Profi- und Amateurfußball, dann kann man über andere Formate nachdenken.

Sportreport: Was wäre wirtschaftlich aus Sicht der Bundesliga ratsam?
Christian Ebenbauer: Aus wirtschaftlicher Sicht bin ich bei einer Zahl zwischen 12 und 14 Klubs. Die in Österreich ordentlich für Profifußball gut geeignet sind. Darüber hinaus wird es schwierig.

Sportreport: Das Lizenzierungsverfahren ist allseits bekannt. Wieso passiert es immer wieder, dass Vereine wie zum Beispiel Austria Klagenfurt das man denen in Medienberichten finanzielle Probleme nachweist. Die Situation von Austria Salzburg ist bekannt. Wie geht man da als Bundesliga um, denn solche Nachrichten in den Medien möchte man ja nicht unbedingt gerne hören?
Christian Ebenbauer: Nein, definitiv nicht. Das Ziel der Lizenzierung ist, dass die Meisterschaft für das nächste Jahr, die nächste Saison gesichert sind. Die Lizenzierung kann nur eine Unterstützung für die Klubs sein damit sie wissen wo es Probleme gibt und was sie nachweisen müssen. Und das wichtigste ist, die Lizenzierung wird zu einem Zeitpunkt durchgeführt, wo alles geprüft wird bestmöglich wie es vorgelegt wird. Also auf der einen Seite ist man nie davor gefeit, dass unrichtige Unterlagen vorgelegt werden. Das ist genauso wie im normalen Wirtschafsleben wenn jemand – ich sage es jetzt so direkt – betrügen will kann er betrügen. Und darüber hinaus wenn jemand die Lizenz erhalten hat, ist das ja nur ein Statusbericht. Wie darüber hinaus die Klubverantwortlichen agieren, ob sie im Rahmen dieses Status auch agieren, dass kann die Lizenzierung nicht beeinflussen. Man kann das vergleichen mit einen Führerschein. Ich mache eine Führerscheinprüfung und dann habe ich den Führerschein und dann bin ich auf der Strasse. Dann wird man mich erst erwischen, wenn etwas passiert aber vorher kann ich fahren und das ist bei der Lizenzierung nicht anders.

Sportreport: Die Vereine sind in der Regel ausgezeichnet politisch vernetzt, Stichwort auch in Richtung Infrastruktur. Wie viel sollte der Politik ein Verein in der Sky-go bzw in der Tipico-Liga „wert“ sein? Denn wenn man in Punkto Infrastrukur hergeht, sind Vereinen in der Regel Mieter oder Pächtern des Stadions. Sollte in erster Linie die Kommune nicht der erste Ansprechpartner für die Bundesliga?
Christian Ebenbauer: Für mich ist nicht die Frage, wie viel der Klub der Politik wert sein muss sondern wie viel muss die Gesellschaft der Politik wert sein? Fußball ist Erfolgsport Nummer eins in Österreich, hat bei weiten die meisten Zuseher sowohl in den Stadien als auch vor den TV-Geräten und hat eine unheimliche soziale Wirkung von den jungen Leuten die davon angetrieben werden Sport auszuüben. Die auch selbst Fußballer werden wollen und da ist es einfach notwendig, dass die Politik die Infrastruktur zur Verfügung stellt, damit die Klubs auch und die Zuseher einen Komfort und den Sport weiter ausüben. Und das ist eben dadurch jedenfalls notwendig weil die Klubs nicht Eigentümer sind.

Sportreport: Wie viel Entertement und Infotement muss die Bundesliga und ihre Vereine den Zuschauer anbieten?
Christian Ebenbauer: An oberster Stelle steht für mich der sportliche Erfolg. Das ist klar und weit, weit vorne. Also das ist bis zu drei Vierteln von dem was man erreichen muss um erfolgreich zu sein. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, genau dieses letzte Viertel in allen Möglichkeiten auszuschöpfen. Und genau da ist es in einer modernen digitalen Welt alles notwendig, sei es nicht nur für die Zuseher im Stadion von Anfahrt, von Verpflegung von Toilettenanlagen sondern auch, dass die Zuseher die Möglichkeit haben sämtliche Daten und Fakten zu generieren, leicht zugänglich haben und natürlich so das Interesse hoch zu halten.

Sportreport: Für Entertainment sorgen auch Fans mit Choreografien – Stichwort Pyrotechnik. Für viele Zusehen hat da die Bundesliga das Image „wir bestrafen alles was außerhalb der Regel ist“. Wenn man sich aber mit der Materie beschäftigt, weiß man das die Person Christian Ebenbauer und auch die Bundesliga dem nicht abgeneigt ist. Hat da die Bundesliga in Wahrheit ein Kommunikationsproblem?
Christian Ebenbauer: Ja ich glaube, kein Kommunikationsproblem sondern eher wie es aufgefasst wird. Fakt ist, Österreich ist neben Finnland und die sind nachgezogen, nach Österreich das einzige Land in Europa wo es überhaupt die Möglichkeit gibt Pyrotechnik abzubrennen. Und das ist eine Möglichkeit die aus meiner Sicht auch genutzt, wo ich auch immer gestanden bin, dass es diese Möglichkeit auch geben soll. Über Gesetze können wir uns nicht stellen. Es hat diese Ausnahmemöglichkeit aber darüber hinaus haben wir keine Möglichkeiten. So ist es auch zum Beispiel im ÖFB beim Cup das sämtliche Pyrotechnik verboten sind und in der Bundesliga die Möglichkeit der Ausnahmegenehmigung ausgeschöpft wird. Aus meiner Sicht wäre es sehr wünschenswert, dass diese Möglichkeit bei allen Klubs gut funktionieren und das man hier ein Einvernehmen zwischen den Behörden und den Klubs und den Fans finden könnte, damit es hier zu guten Choreografien im Rahmen der Gesetze kommen kann.

Sportreport: Es gibt nicht nur die gute Pyrotechnik „die Bengalischen Fackeln“, es gibt auch ein Thema wo wir von unseren Lesern sehr negative Einsendungen bekommen haben, dass waren Böllerwürfe. Und das man da von Seiten der Bundesliga in Wahrheit gegen diese gefährlichen Böller zu wenig macht. Nach dem letzten Wiener Derby hat ein Zusehen gesagt, das Spiel war nicht schlecht es war unterhaltsam, aber bei solchen Böllerwürfen überlege ich es mir in Zukunft ins Stadion zu gehen. Muss da nicht einmal die Bundesliga und die Schiedsrichter zu gravierenden Mitteln greifen. Ein Leser hat gesagt, warum ein Spiel nach einem Böllerwurf nicht unterbrechen oder abbrechen?
Christian Ebenbauer: Die erste Antwort ist, dass Böller absolut unverträglich sind mit einen Stadionbesuch. Und vor allem die Lautstärke und die Folgen die dadurch kommen können. Da gibt es keine Frage, dass Böller in einem Stadion nichts verloren haben. Die Spielunterbrechung oder ob ein Spiel abgebrochen wird, dass liegt im Rahmen des Schiedsrichters. Der Schiedsrichter entscheidet alleine ob oder wann unterbrochen wird. Wir von unserer Seite versuchen mit den Klubs gerade bei Böllern und da sind wir mit allen Klubs auf einer Schiene, dass man hier massiv auf die Fans einwirkt und sagt, dass ist ein Schaden der vom Fußball weggebracht werden muss, denn damit erreicht man gar nichts. Ich finde den Ansatz sehr Interessant, dass man einmal auch mit den Schiedsrichtern vom ÖFB redet was man für Maßnahmen setzen kann. Es muss halt immer die Verhältnismäßigkeit gegeben sein.

Sportreport: Während die Top 5 in der Bundesliga bei unseren Lesern einen sehr guten Ruf haben auch für einen Interessanten Fußball für Interessante Spieler stehen. Haben die unteren 5 der Sky-go Liga einen negativen Tatsch. Verstehen sie das?
Christian Ebenbauer: Von der Sky Go Ersten Liga verwundert mich das teilweise, weil da reden wir doch von Klubs wie LASK, wie Wacker Innsbruck die ein enormes Fanpotential haben und auch aus Bundeshauptstädten kommen. Wo es mich weniger verwundert, wenn es in die kleineren Regionen geht oder die nicht so Bevölkerungsreichen Regionen das hier das Interesse geringer ist. Aber das ist unvermeidbar in einen Land wie Österreich. Wir haben mit Wien eine Stadt die immens groß ist im Verhältnis zu allen anderen Städten. Und das ist auch im Vergleich zu der Schweiz beispielsweise wo es kleinere Städte gibt die alle im selben Bereich sind. Das man hier auch in einen Bewerb wie der Bundesliga einfach nicht verhindern kann, dass kleinere Klubs oder kleinere Städte mit weniger Zuschauerpotential mitspielen. Ich möchte nur darauf verweisen, schauen wir nach Deutschland, in den letzten Jahren wie viele Kleinstädte dort mittlerweile vertreten sind und dort kommen die Zuschauer auch. Und das wollen wir auch erreichen.

Sportreport: Thema: Sky Go Erste Liga: Wie viele Teams die heute mitspielen mit Ausnahme von Austria Salzburg, glauben Sie werden die Lizenz erhalten?
Christian Ebenbauer: Das ist Kaffesud lesen! Ich denke mal, man müsste alle betrachten. Lizenzverweigerungen kann ich mir nicht vorstellen, dass es allzu viele nicht schaffen würden, da sie alle ihre Hausaufgaben machen und wissen worauf es ankommt und jetzt schon sehr früh begonnen haben. Natürlich mit dem das Austria Klagenfurt schon vorgeprescht ist und gemeint hat, dass sie Probleme haben aber jetzt wieder einen Lizenzantrag stellen wollen wie Präsident Peter Svetits auch medial gesagt hat wird es Interessant aber ich denke es wird keiner einen Lizenzantrag stellen wenn er schon überzeugt ist, dass er keine Chance hat eine Lizenz zu erhalten.

Sportreport: Wir haben sehr viele Zuschriften zu deiner Person bekommen. Eine sehr interessante Zusendung war, darf ein guter Funktionär im Sportbereich überhaupt populär sein oder muss über ihm in Wahrheit kritisch diskutiert werden?
Christian Ebenbauer: Sehr interessante Frage. Es hätte kein Sportfunktionär was dagegen, wenn er populär wäre. In der Position der Bundesliga ist es aus meiner Sicht sehr schwer möglich, alleine weil die Bundesliga keine Fans hat und immer als „Hoheitsgewalt“ benutzt wird oder darüber steht. Wie wir wissen, dass merken wir ob es in der Schule ist oder in der Politik ist die die darüber stehen und wo man meint, die können Strafen oder sonstiges Aussprechen, die sind selten die beliebtesten Personen. Ich denke es ist aber teilweise wichtig, dass man versucht zumindest ein klares Bild zu geben, vor allem authentisch zu wirken und zu zeigen das man ordentlich arbeitet man versucht das Beste für den österreichischen Fußball zu erreichen. Und das wichtigste in Position des Bundesligavorstandes ist es Gleichbehandlung zwischen den Klubs und den gleichen Wettbewerb herzustellen. Und das man da sehr oft überkreuz kommen kann, weil die Interessen unterschiedlich sind im Gegensatz zu einer normalen Firma. Ein kleinerer Klub hat nicht dieselben Interessen wie ein großer Klub. Im Großen und Ganzen in einer großen Firma wie Beispielsweise bei der A1 haben alle Shareholder das selbe Interesse, dass soviel erwirtschaftet wird wie möglich.

Sportreport: 84 % unserer Leser wollten folgendes eines wissen: Es gab Schmähgesänge gegen ihre Person in der Vergangenheit punkto Pyrotechnik. Wie geht man damit um. Lässt man das an sich ran, denk man sich „der Fußballplatz ist keine Kirche“, das ‚gehört zum Job dazu’. Wie viel darf man vergessen, wie viel muss man sich merken?
Christian Ebenbauer: Ich habe lange selbst Fußball gespielt. Ich war sehr viel in Stadien, vor allem in einem Stadion. Ich bekomme das jetzt von einer anderen Seite mit. Die Schmähgesänge da ist für mich immer der oberste Punkt gewesen, hoffentlich bekommt das meine Mutter nicht mit, dass war für mich immer der Hauptgrund. Damit kann man noch eher umgehen, weil ich daran denke da geht es um die Funktion und nicht um die Person. Also egal welcher Name da dahinter steht. Also wenn da der Herr Müller sitzen würde, dann wäre es der Herr Müller und glaube nicht, dass das persönlich gegen mich geht. Fakt ist natürlich, dass man darüber nachdenkt und auch hinterfragt, wo irgendwie was zu tun wäre. Vor allem wenn es darüber hinaus in den privaten Bereich geht und nicht mehr um die Funktion geht.

Sportreport: Fühlt sich der Funktionär Christian Ebenbauer als Funktionär Christian Ebenbauer richtig verstanden?
Christian Ebenbauer: Das ist schwierig auf Grund der unterschiedlichen Interessen und auch auf Grund der unterschiedlichen Verbreiterung von diversen Aussagen in den Medien Beispielsweise. Ab besten ist immer der direkte Dialog, wo man erklären kann, wenn man natürlich über diverse Medien transportiert wird kann man nie wissen, was am Ende des Tages heraus kommt. Und des wegen ist es nicht immer so, dass man sich so Versanden fühlt wie man es gesagt hat.

Sportreport: Zum Nationalteam: Die EM steht unmittelbar bevor. Hand aufs Herz, was ist aus deiner Sicht realistisch was kann diese Mannschaft erreichen?
Christian Ebenbauer: Aus meiner Sicht, wenn die wichtigsten Personen also die Stammmannschaft Gesund bleibt und fit ist, bin ich überzeugt davon, dass wir sogar das Achtelfinale überstehen können. Je nachdem wer der Gegner ist natürlich. Also ich hoffe ja, wenn man sich die Gruppen genauer ansieht, dass man eher zweiter in der Gruppe werden sollte und dann in Nizza ev. gegen unseren Lieblingsgegner aus Russland vom letzten Jahr spielt. Dann glaube ich ist das Viertelfinale leicht möglich und dann wäre sogar Frankreich im in Paris möglich. Das ist wenn alle gesund sind schon drinnen.

Sportreport: Die letzte Frage kommt traditionell immer von uns aus der Redaktion. Wer stellt eigentlich die ‚härteren’ Fragen? Unsere Leser oder wir Sportjournalisten?
Christian Ebenbauer: Die Leser sind direkter, weil sie das ausdrücken, was sie denken. Bei einem Journalisten aus einer Redaktion wird eine Geschichte gebaut, deswegen kommt es da nicht so schnell zum Punkt. Aus dem Grund sind mir die Leseranfragen bei weitem lieber weil man direkt zum Punkt kommt.

Sportreport: Also dürfen wir Christian Ebenbauer auch in Zukunft zu INTERaktiVIEW-Interviews einladen?
Christian Ebenbauer: Sehr gerne!

Das Gespräch führte Thomas Muck

29.02.2016