Österreichs Slalom-Ass ist überzeugt, dass die Krise bei den ÖSV-Damen reine Kopfsache ist und räumt mit dem Gerücht auf, mit Marcel Hirscher ein Problem zu haben. Und Andreas Goldberger blickt auf die Vierschanzentournee zurück.
Moderation: Christian Nehiba
Die Themen: Skispringen, Ski alpin
Die Gäste: Andreas Goldberger, Manuel Feller, Herbert Mandl, Michaela Kirchgasser, Philipp Schörghofer, Michael Schuen
Zitate-Service „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ am 9. Jänner 2023
SKI ALPIN – DAMENKRISE
„Wenn du wochenlang von der Piste und den Medien hergeprügelt wirst, geht gar nichts mehr. Da ist auch sehr schwer, wieder rauszukommen.“
Michaela Kirchgasser erklärt das mangelnde Selbstvertrauen bei den ÖSV-Damen.
„Man fährt im Riesentorlauf innerhalb von eineinhalb Sekunden von einem Tor zum anderen. Da kann ich nicht zum Überlegen anfangen. Das muss automatisch passieren. Und das geschieht normal im Sommer.“
Philipp Schörghofer über fehlende Automatismen.
„Sie haben das Skifahren nicht verlernt, sondern sind einfach im Schädel blockiert, weil sie von links und rechts eine auf den Deckel kriegen. Ich glaube auch nicht, dass die Lösung ist, zu trainieren und trainieren, um besser zu werden, sondern eventuell auf Urlaub zu fliegen.“
Manuel Feller meint, dass der Kopf 80 Prozent der Leistung widerspiegelt.
„Vielleicht wird es nicht jede überleben. Aber diejenigen, die es überleben, werden viel stärker zurückkommen. Und dann kommen auch die Schulterklopfer wieder.“
Manuel Feller zeigt sich von den Kritikern genervt.
„Wie sind ein großer Verband, der den mit Abstand den größten Kader im alpinen Bereich hat. Dass dies mehr Budget verlangt, ist klar. Dass der Aufwand nicht immer im Einklang mit den erbrachten Leistungen steht, ist auch natürlich.“
Herbert Mandl über die zuletzt kritisiere Größe des Betreuerstabes.
„Kritik ist immer angebracht. Die Frage ist nur, ob es der richtige Zeitpunkt ist. Wenn wir am Ende der Saison über Kürzungen oder Verkleinerungen von Gruppen sprechen, finde ich es komplett legitim. Aber m Dezember? Es steht die WM vor der Tür und es ist noch nicht einmal ein Drittel der Saison vorbei. Abgerechnet wird am Ende.“
Manuel Feller ärgert sich über den Zeitpunkt der Betreuerdiskussion.
„Wir bekommen nicht mehr so viele Topathleten nach. Man braucht nur in den Europacup schauen, die Entwicklung geht über mehrere Jahre. Wir fangen sehr früh mit dem Rennfahren an. Es geht alles nur in die Tore. Wir müssen mehr Skifahren und eine bessere Skitechnik erlernen.“
Herbert Mandl wünscht sich im Nachwuchs einen späteren Einstieg in den Rennsport.
SKI ALPIN – MANUEL FELLER
„Grundsätzlich bin ich eine Rennsau. Aber natürlich geht mir ein bisschen das Timing ab. Manche Schwünge sind zu früh, ich traue es mir auch nicht ganz zu. Aber es ist noch immer Rennfahren, d.h. die Ski müssen nach unten zeigen. Das habe ich auch nicht verlernt. Aber um vorne mitzureden, bräuchte ich mehr Training. Das ist momentan aber nicht möglich.“
Manuel Feller kämpft weiterhin mit Rückenproblemen.
„Wir haben uns in den letzten Jahren gegenseitig gepusht. Von den Ergebnissen her stehe ich so da, als ob ich der Leader wäre. Aber im Training fahre ich sicher nicht immer Bestzeiten. Es ist gut, wenn man eine Orientierung hat. Wenn ich beim Marco Schwarz dabei bin, weiß ich, ich bin weltweit auch im Geschäft.“
Manuel Feller will sich nicht als Leader im Slalomteam positionieren.
„Früher bin ich bei jedem Rennen auf Sieg oder Ausscheiden gefahren. Irgendwann lernt man dazu. Es sind jedes Jahr ähnliche Hänge und gewisse Passagen werden immer gleich gesetzt. Mit der Zeit bekommt man eine Routine dafür, wo es sinnlos ist, hundert Prozent zu riskieren.“
Manuel Feller über seine Wandlung vom Sturzpiloten zum Punktehamster.
„Es wird immer so projiziert, als hätte ich ein Problem mit dem Marcel. Das Problem sind die Medien. Ich bin mit dem Marcel immer sehr gut ausgekommen. Ich habe ihm auch sehr viel zu verdanken. Vielleicht würde es mich ohne ihn gar nicht mehr geben. Er hat in die Wege geleitet, dass ich mit seinem Physio zusammenarbeite.“
Manuel Feller räumt mit dem Gerücht auf, sich mit Marcel Hirscher nicht zu verstehen.
SKISPRINGEN
„Du musst die Hochform genau zu der Zeit haben. Die Schanzen ähnlichen sich durch die neuen Profile aber auch immer mehr. Bischofshofen ist noch ein bisschen anders. Die Wind- und Gate-Regel macht auch alles ein bisschen fairer. Deshalb gibt es auch kaum mehr Ausreißer oder Zufallssieger.“
Andreas Goldberger über den Trend zur Dominanz eines Springers bei der Tournee.
„Diese extreme Form, die der Granerud jetzt hat, kann er nicht 20 Wettkämpfe lang halten. Die Österreicher haben eine Quantität, obwohl noch ein Daniel Huber fehlt. Und wenn sie sich so weiter pushen, glaube ich schon, dass sie bis zur Weltmeisterschaft gut dabei sind.“
Andreas Goldberger über die Kaderbreite bei den ÖSV-Adlern.
„Ich fühle mich nicht wie 50. Aber der Körper zeigt mir schon die Grenzen auf. Und ich tue mir noch sehr schwer, es selbst einzugestehen, dass es nicht mehr geht wie vor zehn Jahren.“
Andreas Goldberger ist auch mit 50 Jahren noch sportlich hochaktiv.
Presseinfo
Servus TV
10.01.2023